Verkatert

18. August 2006

Eigentlich schlafe ich im Haus meiner Eltern immer besonders gut. Es liegt auf dem Land, weit und breit gibt es keine Nachbarn, die Luft ist klar und frisch. Naja, jedenfalls meistens - wenn nicht gerade ein Bauer seine Felder mit Gülle besprüht hat.
Hier wohnen auch drei Katzendamen, die mir gelegentlich in meinem Zimmer einen Besuch abstatten. Die kleinste Katze legt sich gerne neben mich ins Bett, wenn ich noch lese, und schnurrt schnorrt mich um Zärtlichkeiten an. Wenn ich dann schlafe, habe ich komplett meine Ruhe. Nicht so vorgestern. Mitten in der Nacht, um ungefähr drei Uhr, wachte ich von einem Poltern auf. Irgendwas stürmte in mein Schlafzimmer und fing fürchterlich an zu knurren. Mit einem lauten Knall landete etwas Großes, Puscheliges auf der Fensterbank, und im fahlen Mondlicht erkannte ich eine Katzensilhouette. Prima, dachte ich, da hat die kleine Emmi mal wieder die große Trixi gejagt, und die sitzt nun hier vor meinem Fenster.
Doch das Poltern ging weiter, denn nun stürmten meine Eltern die Treppe hoch. Ich hörte Wortfetzen durch die angelehnte Tür - "Wo ist er hin?" - "Hoffentlich nicht bei Anke"... Da dämmerte mir, dass sich mal wieder ein fremder Kater ins Haus geschlichen haben musste. Und mir dämmerte, dass das fette Viech auf der Fensterbank wohl doch nicht Trixi war.
Ich öffnete die Tür und sah meine Eltern, beide in Schlafanzügen und mit verpennten Gesichtern. Mein Vater war "bewaffnet" mit einer Wolldecke, die er über den Kater werfen wollte, falls er ihn in eine Ecke hätte drängen können. Als ich das Licht in meinem Schlafzimmer anmachte, schaute mich ein niedlicher grauer Kater aus ängstlichen, bernsteinfarbenen Augen an. Der Kerl saß ganz eingeschüchtert vor dem Fenster und erinnerte mich mit seinem langen Fell an meinen eigenen Kater. Also setzte ich mich aufs Bett und überließ meinen Eltern das Jagen. "HOOOOAAAARRRR!!!" - mein Vater hörte sich an wie ein brünstiger Grizzly, wogegen das "Husch!" meiner Mutter richtig niedlich klang. Laut schimpfend und brüllend verjagten meine Eltern den Kater aus dem Haus. Wir sind zwar Katzenfans, doch wenn ein fremder, nicht kastrierter Kater hier sein Revier markiert, stinkt es wochenlang grässlich. Daher "müssen" fremde Katzen möglichst nachhaltig verjagt werden, ansonsten nisten sie sich hier ein.
Nach dem Jagdgebrüll konnte ich ewig nicht einschlafen. Als ich dann endlich irgendwann wegdöste, hörte ich ein Tapsen unter meinem Bett und war schlagartig wieder wach - heraus kam Emmi, die sich vor lauter Angst verkrochen und nicht früher rausgetraut hatte.
Am nächsten Morgen waren wir alle komplett übernächtigt. Auch die Katzen waren noch verängstigt, allen voran Trixi. Sie hatte im Kampf mit dem Kater viele Haare gelassen und verbrachte die Nacht vor lauter Angst im Waschbecken...

1 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hui, was für eine Nacht! *g* Aber sag mal... wie kommt der fremde Kater denn überhaupt rein? Katzenklappe nach draußen?